Durchhaltevermögen: Den Weg zum Ziel finden

Siegeswille, Durchhaltevermögen, Beständigkeit

Die Weigerung aufzugeben

Durchhaltevermögen bedeutet, dass Führungskräfte einen Weg finden, damit das Team gewinnt. Dieses Prinzip hat Nelson Mandela verkörpert, der nach jahrzehntelanger Gefangenschaft zum Präsidenten Südafrikas wurde und sein Land zur Versöhnung führte.

„Jede Führungsposition ist anders. Jede Krise hat ihre eigenen Herausforderungen.“ Doch erfolgreiche Führungspersönlichkeiten teilen eine Grundhaltung: „Sie sind nicht bereit, eine Niederlage zu akzeptieren. … Deshalb finden sie heraus, was getan werden muss, um den Sieg zu erringen.“

(John C. Maxwell)

Gleichnis vom Sämann – Geduld

Das Gleichnis vom Sämann (Mt 13,1-9; Mk 4,1-9; Lk 8,4-8). Es handelt von einem Sämann, der großzügig seinen Samen auswirft, der auf unterschiedlichen Boden fällt:

  • Ein Teil fällt auf den Weg, wo die Vögel ihn aufpicken.
  • Ein Teil fällt auf felsigen Boden, wo er zwar schnell aufgeht, aber keine Wurzeln schlagen kann und verdorrt.
  • Ein Teil fällt unter die Dornen, die ihn überwuchern und ersticken.
  • Ein Teil fällt auf guten Boden und bringt reiche Frucht – dreißigfach, sechzigfach und hundertfach.

Der Same ist das Wort Gottes. Die verschiedenen Bodenarten symbolisieren die unterschiedlichen Herzen der Menschen und wie sie auf Gottes Wort reagieren. Manche verstehen es gar nicht, bei anderen verkümmert der Glaube durch Bedrängnis, bei wieder anderen ersticken Sorgen und Reichtum die Botschaft. Doch bei denen, die das Wort mit offenem Herzen aufnehmen, wächst reichlich Frucht.

Biblische Personen mit Durchhaltevermögen

In der Bibel begegnen uns viele Menschen mit Durchhaltevermögen. Denken wir an Nehemia, der trotz massiver Widerstände den Wiederaufbau der Mauern Jerusalems vollendete. An Paulus, der sich durch Verfolgung, Schiffbruch und Gefangenschaft nicht von seiner Mission abbringen ließ. An unzählige Männer und Frauen, die ihren Glauben bewahrten, selbst wenn es sie ihr Leben kostete.

Die paradoxe Umkehrung im Kreuz

Als Christen erleben wir in diesem Prinzip eine wunderbare Umkehrung: Jesu totale Niederlage am Kreuz und sein totaler Sieg in der Auferstehung. Was nach menschlichen Maßstäben als vollständiges Scheitern erschien, wurde durch Gottes Kraft zum größten Sieg der Geschichte.

Dieser „Sieg durch scheinbare Niederlage“ zeigt uns: Gottes Wege sind oft anders als unsere Wege. Sein Verständnis von Sieg unterscheidet sich manchmal von unserem. „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege“, spricht der Herr (Jes 55,8).

Das christliche Verständnis von Sieg beinhaltet oft Selbsthingabe, Dienst und Opfer. Jesus lehrt uns: „Wer sein Leben verliert um meinetwillen, wird es finden“ (Matthäus 10,39). Dies widerspricht der weltlichen Vorstellung von Erfolg, die oft auf Selbstbehauptung und Dominanz basiert.

Standhaftigkeit, nicht Sturheit

Das Prinzip des Sieges fordert Standhaftigkeit, Durchhalte­vermögen, aber keine Sturheit oder Verblendung. Es geht nicht darum, blind an einem Weg festzuhalten, sondern flexibel und kreativ nach Lösungen zu suchen.

Der Apostel Paulus musste oft seine Pläne ändern, wenn Türen sich schlossen. Doch er gab sein Ziel nicht auf, das Evangelium zu verbreiten. Er fand neue Wege, neue Zielgruppen, neue Methoden – immer fokussiert auf das Wesentliche.

In unseren Gemeinden und pastoralen Diensten stehen wir vor ähnlichen Herausforderungen. Wenn altbewährte Wege nicht mehr funktionieren, wenn Widerstände auftauchen, wenn die Ressourcen knapp werden – dann sind wir gerufen, standhaft zu bleiben, ohne stur zu sein. Kreativ zu werden, ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren.

Die Haltung einer Siegerpersönlichkeit

„So denkt eine Führungskraft, die sich das Gesetz des Sieges zu eigen macht: Sie übernimmt Verantwortung, wird kreativ und setzt ihre ganze Erfahrung und Leidenschaft ein, um erfolgreich zu sein. Sie gibt nicht auf, und Scheitern ist keine Option.“ (John C. Maxwell)

Diese Beschreibung erinnert an Paulus, der den Korinthern schrieb: „Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber nicht erdrückt; wir sind ratlos, aber nicht verzweifelt; wir werden verfolgt, aber nicht verlassen; wir werden niedergeworfen, aber wir kommen nicht um“ (2. Kor 4,8-9).

In der christlichen Leitung bedeutet diese Haltung:

  • Verantwortung übernehmen für die uns anvertrauten Menschen
  • Kreative Wege suchen, um das Evangelium in jeder Zeit verständlich zu machen
  • Erfahrung und Leidenschaft einsetzen für das Reich Gottes
  • Nicht aufgeben, selbst wenn die äußeren Umstände schwierig werden

Die inspirierende Kraft der Hoffnung

„Diese Führungspersönlichkeiten sind für ihre Mitstreiter immer inspirierend, selbst wenn die Herausforderung schwierig wird.“ Menschen folgen gerne denen, die Hoffnung ausstrahlen und Wege sehen, wo andere nur Hindernisse wahrnehmen.

Als Christen haben wir den tiefsten Grund zur Hoffnung. Wir dienen einem Gott, der aus dem Tod Leben schafft, der das Unmögliche möglich macht. Diese Hoffnung ist kein ober­flächlicher Optimismus, sondern wurzelt in der Auferstehung Christi.

Der heilige Petrus ermutigte die verfolgten Gemeinden: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt“ (1. Petr 3,15). Diese Hoffnung, die selbst durch Leiden hindurch trägt, ist das Zeugnis, das die Welt am dringendsten braucht.

Verantwortung für den gemeinsamen Erfolg

„Gute Führungspersönlichkeiten übernehmen die Verant­wortung für den Erfolg des Teams und tun alles, was nötig ist, um den Weg zum Sieg zu ebnen.“ Hier klingt wieder das Prinzip des Dienens an, das Jesus uns vorgelebt hat.

In der Fußwaschung zeigte Jesus, dass Führung nicht bedeutet, sich bedienen zu lassen, sondern zu dienen. Als seine Jünger darüber stritten, wer der Größte sei, lehrte er sie: „Wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener“ (Mt 20,26).

Diese dienende Haltung nimmt die Verantwortung für andere auf sich. Sie sucht nicht den eigenen Erfolg, sondern den Erfolg der Gemeinschaft. Sie ebnet Wege, damit alle das Ziel erreichen können.

Der Sieg Gottes in unserer Welt

Wir sind berufen, standhaft zu bleiben in den Heraus­forderungen unserer Zeit – sei es in persönlichen Krisen, in den Schwierigkeiten unserer Gemeinden oder in den globalen Problemen unserer Welt. Wir geben nicht auf, weil wir einer größeren Wahrheit dienen, einer Hoffnung, die über dieses Leben hinausreicht.

In diesem Sinne möchte ich uns ermutigen, das Prinzip des Sieges in unserem Leben und Wirken zu verkörpern:

In einer Welt, die oft von Resignation und Hoffnungs­losigkeit geprägt ist, sind wir als Christen berufen, Zeugen der Siegeshoffnung zu sein. Nicht eines billigen Triumphes, sondern jenes tieferen Sieges, der selbst durch Kreuz und Tod hindurch zum Leben führt.

  • Beharrlich zu sein, ohne starrsinnig zu werden
  • Kreativ neue Wege zu suchen, ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren
  • Verantwortung zu übernehmen, ohne in Aktivismus zu verfallen
  • Hoffnung auszustrahlen, die in der Auferstehung Christi gründet

So werden wir – jeder auf seine Weise – zu Zeugen jenes größeren Sieges, den Gott für seine Welt bereithält: die Überwindung von Tod, Leid und Sünde durch die Liebe Christi.


Durchhaltevermögen, Siegeswille

P. Oliver Heck, inspiriert von John C. Maxwell

Überblick über bisher erschienen Artikel in der Reihe christliche Führung.

Bildquelle des Beitragbildes: KI